Oligoantigene Ernährung bei ADHS: Wie eine gezielte Ernährungsumstellung Symptome positiv beeinflussen kann
Warum Ernährung bei ADHS so eine große Rolle spielt
Vor ca. 10 Jahren habe ich bereits erwachsene Menschen mit ADHS/Autismus beraten im Zusammenhang mit der oligoantigenen Diät. Die Uniklinik Freiburg hat 2017 ihre Erkenntnisse zu der oligoantigenen Diät veröffentlicht und klar darauf hingewiesen, das die Ernährung einen Zusammenhang mit den "Symptomen" einer ADHS haben kann.
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die häufig mit Konzentrationsproblemen, Impulsivität und innerer Unruhe einhergeht.
Neben genetischen und neurobiologischen Faktoren rückt zunehmend die Rolle der Ernährung in den Fokus.
Besonders die oligoantigene Ernährung wird in der Forschung immer häufiger diskutiert. Ziel ist es, unverträgliche oder symptomverstärkende Nahrungsbestandteile zu identifizieren und zu vermeiden, um die Belastung des Körpers zu reduzieren und das neurochemische Gleichgewicht zu stabilisieren.
Was ist oligoantigene Ernährung?
Die oligoantigene Ernährung ist eine Eliminationsdiät, bei der für einen bestimmten Zeitraum nur wenige, gut verträgliche Lebensmittel gegessen werden. Anschließend werden einzelne Lebensmittel schrittweise wieder eingeführt, um Reaktionen zu erkennen.
Ziel:
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mögliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder -sensitivitäten zu identifizieren,
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entzündliche Prozesse im Körper zu reduzieren,
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die Darmbarriere und Neurotransmitterproduktion zu entlasten,
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Konzentration, Stimmung und Verhalten positiv zu beeinflussen.
Diese Form der Ernährung wird nicht als Ersatz, sondern als ergänzende Maßnahme zur ärztlichen und therapeutischen Behandlung angewendet.
Warum Ernährung bei ADHS einen Unterschied machen kann
Ernährung beeinflusst:
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den Blutzuckerspiegel (wichtiger Faktor für Konzentration und Reizbarkeit),
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die Darmflora und die Produktion von Neurotransmittern (z. B. Dopamin, Serotonin),
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entzündliche Reaktionen, die Gehirnfunktionen beeinträchtigen können,
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die Versorgung mit Mikronährstoffen, die für die Signalübertragung im Nervensystem notwendig sind.
Viele ADHS-Betroffene weisen Mängel an Vitaminen, Mineralstoffen und Omega-3-Fettsäuren auf, die für die Hirnfunktion entscheidend sind.
Mikronährstoffe, die bei ADHS häufig fehlen
Vitamine
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Vitamin B6, B12 und Folsäure: wichtig für die Bildung von Neurotransmittern
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Vitamin D: unterstützt Immunfunktion und Dopaminstoffwechsel
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Vitamin C & E: antioxidativ, schützt Nervenzellen vor oxidativem Stress
Mineralstoffe und Spurenelemente
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Magnesium: beruhigt das Nervensystem, verbessert Reizverarbeitung
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Zink: wichtig für Dopaminregulation und Aufmerksamkeit
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Eisen: entscheidend für Sauerstoffversorgung und Konzentration
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Selen: antioxidativ und entzündungshemmend
Gesunde Fette
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Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA): verbessern Signalübertragung zwischen Nervenzellen und können Hyperaktivität sowie Impulsivität reduzieren
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Omega-6 in Balance: ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Omega-6 und Omega-3 ist wichtig, um Entzündungen zu vermeiden.
Oligoantigene Basislebensmittel
Zu Beginn der oligoantigenen Ernährung werden wenige, gut verträgliche Lebensmittel verwendet, um den Körper zu entlasten und mögliche Reaktionen klarer zu erkennen. Typische Startlebensmittel sind:
LebensmittelgruppeBeispieleGemüseZucchini, Brokkoli, Pastinake, Karotten, KürbisObstBirne, Apfel (geschält, gekocht), HeidelbeerenEiweißquellenLamm, Pute, ReisproteinKohlenhydrateReis, Hirse, QuinoaFettekaltgepresstes Leinöl, Olivenöl, AvocadoGetränkestilles Wasser, ungesüßter Kräutertee
Später werden einzelne Lebensmittel nach und nach getestet (z. B. Milchprodukte, Eier, Glutenquellen), um individuelle Unverträglichkeiten aufzudecken.
Wichtig: Diese Diät sollte immer fachlich begleitet werden (z. B. durch Ernährungsfachkräfte oder Ärzt:innen), um Mangelernährung zu vermeiden. Zudem wird die Oligoantigene Diät nur eine ganz begrenzte Zeit durchgeführt!!!
Ergänzende Mikronährstoffzufuhr – wenn die Ernährung allein nicht reicht
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, gezielt zu supplementieren, wenn Blutwerte oder Symptome auf Mängel hinweisen. Häufig genutzte Ergänzungen bei ADHS (nach Rücksprache mit Fachpersonal):
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Magnesiumcitrat
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Zinkgluconat
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Eisen (nur bei nachgewiesenem Mangel!)
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Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA aus Fisch- oder Algenöl)
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Vitamin D (je nach Spiegel)
Ganzheitlicher Ansatz: Ernährung ist ein Baustein
Die oligoantigene Ernährung kann symptomverstärkende Trigger identifizieren und das Nervensystem entlasten.
Sie ersetzt jedoch keine medizinische Behandlung, sondern ergänzt sie sinnvoll.
Ein ganzheitlicher Ansatz umfasst:
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ärztliche Begleitung
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Verhaltenstherapie oder medikamentöse Therapie
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Bewegung & Schlaf
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Stressmanagement
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gezielte Ernährungsanpassung
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